Eine kleine Magensonden-Fibel

Leider mußten wir die Erfahrung mit der Magensonde noch mal mit unserer kleinen Tochter Eileen durchmachen. Es kam uns natürlich zugute, daß wir diese Erfahrung schon mit Cora gemacht haben, es ist jedoch etwas völlig anderes einem 1-jährigen Kind eine Magensonde zu geben, als einem 4 Monate alten Baby.

Als mein Mann und ich anfangen mußten unsere Tochter durch eine Sonde zu ernähren, hatten wir das Gefühl ins kalte Wasser gestoßen worden zu sein. Die folgenden Zeilen möchten wir nicht als die einzig wahre Lösung ansehen, sondern als kleine Hilfe. Wir haben natürlich auch im Internet nach Informationen und Unterstützung in diesem Bereich gesucht, jedoch nichts passendes gefunden. Hier nun unsere Tips zum Thema.

 

Kalorien die ein Kind benötig

Diese Informationen habe ich selbst im Internet recherchiert. Aber ein Arzt, weiß das bestimmt noch besser.

  0 bis 10 kg: 100 - 110 kcal / kg / Tag
10 bis 20 kg:  75  -   90 kcal / kg / Tag
Bettruhe: 10 bis 20% weniger
Fieber: 10 bis 30% mehr

Die Nahrungszubereitung

Wir verwenden als Nahrungspulver Alfaré oder Neocate, das in Wasser aufgelöst werden muß. Es spricht nichts dagegen, die Zubereitungsmenge immer für einen ganzen Tag zu wählen. Da Cora bereits 12 Monate alt war, als sie mit dem Sondieren anfing, habe ich es nicht mehr für nötig gehalten die Flaschen und das Zubehör auszukochen. Ich spüle es entweder heiß aus oder gebe es in die Spülmaschine. Bislang hatten wir mit diesem Vorgehen keine Probleme.

Am Abend vorher wird eine ausreichende Menge Wasser in einem Wasserkocher abgekocht. Am Morgen wird dann das Pulver für 1 Liter in einer kleinen Menge Wasser angesetzt. Das gibt bei Alfaré dann weniger Klumpen. Anschließen wird das restliche Wasser zugegeben. Verwenden sie am besten einen Kunststoffbehälter, der diese Menge faßt und auch dicht ist. Die Sondennahrung wird dann in den Kühlschrank gestellt und bei Bedarf abgemessen.

Inzwischen gebe ich Cora Neocate. Dieses Pulver klumpt nicht im Wasser, deswegen gebe ich eine kleine Menge Wasser in den Behälter und wiege das Pulver direkt im Behälter ab. Das  restliche Wasser zugeben, Behälter schließen und kräftig schütteln - fertig. Wir haben die Wassermenge noch etwas reduziert und geben die benötigte Menge Pulver dazu. Da das kind jederzeit Wasser, Tee oder ähnliches nach Bedarf trinken kann, besteht keine Gefahr einer Unterversorgung mit Flüssigkeit. Dadurch wird auch noch das Schlucken trainiert, das ja sonst gar nicht mehr gebraucht würde. Unsere Tochter hat mit Neocate endlich keine Probleme mehr, die bei Alfaré immer noch bestanden.
Ein Rechenbeispiel: Cora wiegt jetzt 10,5 kg. Wenn sie 90 kcal pro kg Körpergewicht zu sich nehmen soll, und 100 g Neocate haben 475 kcal, so muß Cora über den Tag
10,5 kg * 90 (kcal/kg) / 475 kcal * 100g = 198,9 sprich 200 g Neocate am Tag bekommen.

Halten sie sich nicht sklavisch an diese Zahlen. Welche Menge Kalorien ihr Kind aus der Trinknahrung zieht hängt natürlich auch noch von sehr individuellen Faktoren ab. Als Richtwert sind diese Werte jedoch recht nützlich.

Die Ernährung

Am Anfang wählten wir eine Konzentration von 13,5%, die in 6 Mahlzeiten verabreicht wurden. Wir fingen dann aber sehr schnell an, die Portionsgrößen zu erhöhen und nur noch 5 Mal am Tag Cora zu essen zu geben. Die letzte Portion habe ich ihr dann um 23 Uhr gegeben. Dann sind wir auf 4 Portionen und 18% Konzentration übergegangen. So konnte Cora die Nacht durchschlafen und ich fand den Abend nicht so stressig. Was Cora noch zusätzlich an Flüssigkeit benötigt, holte sie sich durch Wasser oder Tee.

Ich benutze zum Füttern eine 20 ml Spritze und eine sogenannte Heidelberger Verlängerung. Bevor ich die Verlängerung an Cora´s Sonde befestigte, fülle ich die Spritze und die Verlängerung mit der "Milch". Nach dem Leeren der Spritze knicke ich die Verlängerung ab und fülle die Spritze wieder. Die Medikamente gebe ich nach der  Hälfte der Milch. Zum Nachspülen habe ich eine separate Spritze mit einer Mischung von Fenchel- und Kamilletee. (Ein Foto vom "Füttern" kann man im unten sehen)

Auch hier habe ich das Füttern etwas geändert. Ich weiß, daß sie nicht mehr spuckt und das sie die Mengen, die ich ihr gebe ohne Probleme toleriert. Nachdem ich ihr die erste Spritze gegeben habe, entferne ich den Innenteil aus der Spritze und setzt nur noch den Außenteil auf die Heidelberger Verlängerung. Dann fülle ich die Milch immer wieder in die Spritze ein und hebe sie hoch. Dann läuft die Milch von alleine in den Magen. Die Geschwindigkeit kann man regulieren, je nachdem wie tief man die Spritze hält. (Unter die Höhe des Magens sollte man die Spritze nicht halten, denn sonst läuft der Magen buchstäblich aus) Ansonsten ist alles wie gehabt.

Wir haben nochmal eine Änderung beim "Essen" gemacht. Wir nehmen jetzt als Behälter für das Neocate eine Infussionsflasche, die wir oben zum Einfüllen aufgeschnitten haben. An diesem Ende ist eine Möglichkeit die Flasche aufzuhängen, was man zum Beispiel mit einem Gummiband erreichen kann. Am unteren Ende im Gummipfropfen steckt ein sogenanntes Infusionsgerät (R 71 plus), das so verändert wird, daß der kleine durchsichtige Plastikbehälter entfernt wird und der Schlauch direkt an das cremeweiße Einstechteil aufgesteckt wird. Ich finde das Infusionsgerät sehr praktisch, da man mit einem Einstellrad die Fließgeschwindigkeit regulieren kann. An das Infusionsgerät kommt dann eine Heidelberger Verlängerung und alles weitere ist wie sonst auch. Diese Teile werden leider nicht von der Krankenkasse gezahlt, jedoch kommt alles zusammen ungefähr auf 20 DM. Alles kann man ja mit heißem Wasser auswaschen und so länger verwenden.

Bei Eileen habe ich noch etwas geändert. Da Cora solche Probleme mit dem Essen lernen und dem Erkennen von Hunger und Satt hatte, wurde bei Eileen eine andere Strategie gefahren. Eileen bekam immer Bananenbrei, obwohl sie erst 4 Monate alt war. Dadurch wußte sie, daß noch etwas zu Essen durch den Mund kommt. Dann habe ich versucht die Sondennahrung immer zu geben, wenn ich das Gefühl hatte, daß sie Hunger hat.

Nach zwei Monaten war der Spuk mit der Darmentzündung vorbei, jedoch hat sie natürlich noch nicht selbst gegessen. Ich bin dann zu einer Logopädin gegangen, die mir den Tip gab, in den Nuk einfach ein großes Loch zu machen. Ich war erstaunt wie Eileen auf einmal (aufgetaute) Muttermilch getrunken hat. Dann gab ich ihr auch schon Brot, denn Eileen war kein Brei-Kind. Sehr schnell versorgte sie sich tagsüber alleine. Nachts bekam sie immer noch eine Portion Neocate. Nach einer Woche zog sie sich die Magensonde. Ich ergriff die Gelegenheit beim Schopfe. Von nun an aß Eileen selber. Ich staune über die Portionen, die sie verdrücken kann, denn die sind oft größer, als die von Cora.

Die Trinknahrung

Es gibt verschiedene Sorten der Trinknahrung für Kinder die allergisch reagieren geeignet sein können. Wir haben die folgenden Produkte kennengelernt, die mit den Worten der Firmen beschrieben werden:

Milupa Pregomin ist eine hypoallergene, semi-elementare und daher leicht resorbierbare Trinknahrung auf Eiweishydrolysatbasis (Sojaprotein und Schweinekollagen). Milupa Pregomin ist frei von Kuhmilchbestandteilen, d.h. milcheiweiß- und milchzuckerfrei (lactosefrei).

Nestlé Alfaré ist eine semi-elementare, bilanzierte Diätnahrung: leicht resorbierbar und niederosmolar. alfaré enthält ein hypollergene Molkenproteinhydrolysat, leicht verdauliche mittelkettige Trigiyceride, Glucosepolymere und ist angereichert mit Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen.
eigener Kommentar: Unsere Tochter  hat eosinophile Colitis, eine Allergie die häufig auf Kuhmilcheiweiß reagiert. Zwar sind in dieser Nahrung die Eiweiße schon aufgespalten, jedoch scheint das bei Cora nicht ausreichend gewesen zu sein. Ein sehr guter Indikator um festzustellen, ob das Kind die Ernährung verträgt oder Durchfall hat, ist es,  die Anzahl der Stühle (Link zum 4. HJ) zu kontrollieren.

Neocate (von SHS) ist für die besondere Ernährung von Säuglingen bestimmt, die eine niedermolekulare Diät benötigen. Neocate kann verordnet werden bei Eiweißintoleranz, Kurzdarmsyndrom, Galactosämie, Malabsorption, Entzündliche Darmerkrankungen, Darmfisteln.

 

Ich hoffe diese "Sondenfibel" ist Ihnen eine Hilfe.

Anja Weidner (Wünsche und Anregungen einfach per Mail an den Webmaster).